
Der Kuss des Luis Rubiales
Ein Kuss auf den Mund. Vom Fußball-Verbandschef Spaniens, Luis Rubiales, gegenüber der Spielerin Jenni Hermoso.
“Hat mir nicht gefallen”, sagt sie danach.
Und: “Was hätte ich denn tun sollen?”
Noch später weist sie die Kritik an Rubiales jedoch zurück: “Es war eine ganz spontane gegenseitige Geste aufgrund der großen Freude über den Gewinn einer Weltmeisterschaft.”
Also alles ganz harmlos? Übertreiben die Feminist*innen mal wieder?
WARUM IST DAS WICHTIG?
Weil es um weit mehr geht als einen Moment.
Es geht um Machtmissbrauch.
Dass die Betroffene später sagt, es sei “nicht schlimm”, darf nicht dazu führen, solche Vorfälle zu ignorieren oder zu bagatellisieren.
Denn Druck, der aus Machtverhältnissen resultiert, kann Wahrnehmung und Reaktion einer Person beeinflussen.
💡 Rubiales ist in einer Machtposition gegenüber den Spielerinnen. Etwas, das vielleicht zu der späteren Zurückweisung der Kritik durch Hermoso führt.
Auf jeden Fall etwas, das es schwierig macht, sich dagegen zu wehren – ohne Sorgen vor negativen Konsequenzen oder negativen Konsequenzen.
Etwas, das Arbeitnehmende häufig erleben.
💡 Für Personen, die sich in solchen Situation befinden, ist es oft schwierig, spontan zu reagieren.
Die Unsicherheit darüber, ob das eigene Empfinden, die Beobachtung und die Wahrnehmung “richtig” sind, blockieren uns häufig. Weder wollen wir als Nestbeschmutzer*innen gelten, noch als Undankbar und erst Recht wollen wir niemanden falsch verdächtigen.
UND DENNOCH…
… ist es an der Zeit, eine offene Diskussion über solche Vorfälle zu führen. Und sie zu verhindern. ✊
Ein ungewollter Kuss auf den Mund ist und bleibt ungewollt und damit unangemessen. ❌
Es ist eine Grenzverletzung.
Ein Übergriff.
Etwas, dass nicht einfach passiert.
Etwas, für das sich im Nachgang mindestens aufrichtig entschuldigt werden kann, anstatt Rechtfertigungen zu finden und Menschen, die die Situation kritisieren, als “Idioten” zu betiteln.
WAS KÖNNEN WIR TUN?
💪 Unerwünschtes Verhalten aktiv unterbinden – auch als Beobachtende
💪 Unangemessenes Verhalten nicht tolerieren – auch nicht als Organisationen, Vereine, Unternehmen, Kirchen, etc.
💪 Bewusstsein für sexualisierte Gewaltformen schaffen
💪 Machtungleichheiten benennen und transparent darlegen
💪 Situationen kritisch hinterfragen
💪 Bedeutung von Zustimmung und Respekt betonen
💪 Schutzkonzepte realisieren
💪 Solche Situationen nicht ignorieren, sondern diskutieren
Wie Irene Montero auf X schrieb:
“Wir sollten nicht davon ausgehen, dass Küssen ohne Zustimmung etwas ist, das “passiert”. Es ist eine Form der sexuellen Gewalt, die wir Frauen täglich erleiden und die bisher unsichtbar war und die wir nicht normalisieren dürfen. Es ist die Aufgabe der gesamten Gesellschaft. Die Zustimmung steht im Mittelpunkt. Nur ein Ja ist ein Ja.”
© by Verena Arps-Roelle
HILFEPORTALE
Bist Du selber betroffen von sexualisierter Gewalt? Kennst Du jemanden, der von sexualisierter Gewalt betroffen ist? Oder befürchtest Du, selber gewalttätig zu sein oder zu werden?
Dann findest Du hier kompetente, anonyme und kostenfreie Beratung:
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116 016 und www.hilfetelefon.de
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0800 123 990 0 und www.maennerhilfetelefon.de
ANTIDISKRIMINIERUNGSSTELLE DES BUNDES
0800 546 546 5 und www.antidiskriminierungsstelle.de
TATGENEIGTE PERSONEN
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0800 7022240